Technische Seilbahnfachtagung in St. Gallen VTK-SBS 19. - 21. September 2018
Technische Seilbahnfachtagung VTK-SBS in St. Gallen
Die diesjährige Technische Seilbahnfachtagung fand vom 19. bis zum 21. September 2018 in St. Gallen in den Hallen der Olma Messen statt und stand unter dem Motto „Innovationen ohne Grenzen“. Die vorgetragenen Referate sowie die diversen Ausflüge wurden diesem Thema mehr als gerecht.
Text und Bilder: Damian Bumann
Der Präsident der VTK, Andreas Zenger, begrüsste am Referententag über 405 Teilnehmer. Er dankte der paritätischen Kommission welche ein abwechslungsreiches Tagungsprogramm zusammenstellte. Weiter schloss er in seinen Dank die Unterstützung der Sponsoren sowie der Aussteller ein. Das örtliche Organisationskomitee unter der Leitung von CEO Bruno Vattioni, der Säntis Schwebebahn AG, hat alles unternommen, dass die Besucher eine abwechslungsreiche Veranstaltung erleben können. Christoph Meier, Vorstandsmitglied der VTK, und als Moderator der Tagung kündigte als ersten Referenten Hanspeter Egli, Sektionschef Sicherheitsüberwachung BAV an.
Die Aufsichtsbehörde erinnerte an die Sorgfaltspflicht
Der Sektionschef informierte in seinem Referat über die Arbeitsweise vom BAV (Bundesamt für Verkehr). Die Überwachung erfolgt stichprobenweise und als Instrumente dienen die Audits sowie die Betriebskontrollen. Im Jahr 2017 wurden 33 Audits und 134 Betriebskontrollen durchgeführt. Das BAV stellte dabei 301 Feststellungen fest, welche mit anschliessenden Auflagen zur Folge hatten. Insbesondere wurden Mängel bei der Planung der Instandhaltung, bei der Visuellen Seilinspektion, bei den Fundamenten, bei der Handhabung des Betriebskonzepts sowie bei der Organisation der Bergung festgestellt. Vermehrt haben die Seilbahnunternehmen Windstürme erlebt. Viele Betreiber waren darauf gut vorbereitet, andere weniger und haben noch Verbesserungspotentiale. Weil Stürme zunehmen, empfiehlt es sich ein Dispositiv zu erstellen und die Zusammenarbeit untereinander aber auch mit der nationalen Wetterstation „Meteo Schweiz“ zu pflegen. Die Meldung von Ereignissen an das BAV wird bald noch einfacher. Die Seilbahnunternehmungen können ihre Ereignisse direkt über eine Datenbank beim BAV online eingeben. Bezüglich der Personenschäden im letzten Jahr waren 5 Schwerverletzte und 21 Leichtverletzte zu verzeichnen. Das Fehlverhalten des Personals sowie der Fahrgäste waren dabei die häufigsten Ursachen.
Der Leiter der Kontrollstelle Interkantonales Konkordat für Seilbahnen und Skilifte (IKSS), Ulrich Blessing orientierte ausführlich über die Revision des IKSS-Reglements sowie über festgestellte Mängel an den Anlagen vom vergangenen Jahr und erinnerte an die Verantwortung der Betreiber. Seit dem letzten Oktober sind beim IKSS 67 Ereignismeldungen eingegangen. Davon 21 Unfälle mit insgesamt 26 Verletzten. Im Vorjahr waren 42 Meldungen zu verzeichnen. Der Anstieg ist im Wesentlichen den beiden Januar-Stürmen sowie den grossen Schneemengen zuzuschreiben. 21 Ereignisse sind auf ein Fehlverhalten von Fahrgästen zurückzuführen. 31 Vorkommnisse hatten ihre Ursache wegen Umwelteinflüssen. Die übrigen 15 gehen auf das Konto technischer Störungen, mangelnder Instandhaltung, Fehlverhalten des Betriebspersonals und Dritter. Das IKSS wertet die Ereignismeldungen aus, und klassiert diese nach international festgelegten Kriterien. Daraus werden die Schwerpunkte für die Inspektionstätigkeit sowie für die Praxis abgeleitet.
Die Zusammenarbeit wird gesucht
Der Vizedirektor von Seilbahnen Schweiz (SBS), Fritz Jost, berichtete über die Zusammenarbeit mit den Herstellern, bezüglich der Analyse von möglichen Risiken, welche bei Anlagen entstehen könnten. Bis Ende 2023 müssen die eidgenössischen konzessionierten Seilbahnanlagen die Anforderungen der Behinderten im Gleichstellungsgesetz entsprechen. Der SBS ist mit Behinderten-Organisationen sowie mit dem BAV im Gespräch um eine abgestimmte Praxishilfe erstellen zu können. Die SBS-Kommission „Technik & Energie“ besuchte in Frankreich in Val-Thorens im vergangenen Juni eine neue Gondelbahn, welche bereits das Vorgängermodell (eine 8er Gondelbahn) während rund 10 Jahren mit nur einem Mitarbeiter aus der Nähe betrieben wurde. Nun sucht der SBS eine Schweizer-Seilbahnunternehmung bei welcher der erste Pilotversuch gestartet werden könnte. Weiter benötigt der SBS, aktive Mitarbeiter welche sich in nationalen und internationalen Arbeitsgruppen sowie in den Normengremien einbringen. Der Rechtsdienst SBS sowie der Bereich Technik stehen für Fragen gerne zur Verfügung.
Anspruchsvolle Baustellen
Mit Spannung wurden die beiden Referate über den Bau der neuen Zugspitz-Seilbahn sowie der Bau der höchsten 3S Seilbahn der Welt in Zermatt erwartet. Peter Huber Technischer Direktor und Vorstand bei der deutschen Zugspitz Seilbahn, erläuterte den bedauernswerten Zwischenfall vom vergangenen 19. September 2018, als in Folge einer Bergeübung durch einen Riss einer Kette am Hebewerkzeug, das Bergfahrzeug unkontrolliert auf die leer stehende Seilbahnkabine aufprallte. Die Untersuchungen wurden sofort in die Wege geleitet und derzeit wird alles unternommen um die Bergung der beschädigten Kabine so rasch als möglich voranzutreiben, damit baldmöglichst der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Anton Lauber, Bauleiter der Zermatt Bergbahnen AG, unterstrich wie Peter Huber, die Bedeutung der Planung, sowie die Auswahl von erfahrenen Partnern für solche anspruchsvolle und einmalige Seilbahnprojekte. Die neue 3S Seilbahn führt von 2‘923 m ü. M. vom Trockener Steg auf das Klein Matterhorn auf 3‘821 m ü. M.. Anspruchsvoll hatte sich vor allem der Bau der Bergstation gestaltet. Temperaturen zwischen minus 20 und minus 30 Grad sowie Sturmwinde hatten den 145 Arbeitern in den letzten zweieinhalb Jahren das Leben schwer gemacht. Hinzu kam der niedrigere Sauerstoffgehalt in dieser Höhe, der die menschliche Arbeitsleistung um bis zu 40 Prozent reduziert. Einer dieser zuverlässigen Unternehmungen war die Firma Zurbrügg Seilbahnen & Montage GmbH aus Frutigen, die den Seilzug von Italien aus, via Trockener Steg und bis hinauf auf das Klein Matterhorn durchführte. Ihr Geschäftsführer Reto Zurbrügg, erläuterte wie und mit welchen Hilfsmitteln er und seine Mitarbeiter den Seilzug vollzogen.
Neues Vorstandsmitglied
Von neuartigen Seilstrukturen am Berg orientierten Dr. Konstantin Kühner und Fabian Grabler von der Jakob AG aus Trubschachen. Sie stellten Bauwerke vor, bei welchen Seil-Netze zum Einsatz kommen, und orientierten die Funktionen die Seil-Netze zu erfüllen haben. Seil-Netze werden in Zukunft immer grössere Tragkräfte aushalten und ihr Einsatzgebiet wird stetig erweitert. So auch bei öffentlichen Veranstaltungen um sich gegen terroristische Anschläge schützen zu können. Die beiden letzten Referate wurden von Alessandro Beffa, der Frey AG, Stans und von Ueli Sutter, Projektleiter bei der Garaventa vorgetragen. Alessandro Beffa orientierte über die moderne Technologie bei Seilbahnsteuerungen und Ueli Sutter über die technischen sowie juristischen Möglichkeiten von Stadtseilbahnen in der Schweiz. Nach diesen interessanten Referaten fand die Generalversammlung der Vereinigung Technisches Kader statt. Nebst den üblichen Traktanden wurde beim Traktandum Ersatzwahlen Lionel May als neues Vorstandsmitglied gewählt, als Ersatz für den abtretenden Patrick Siggen, welcher 8 Jahre im Vorstand weilte. Nun blieb genügend Zeit um sich mit den Lieferanten im Messegelände zu unterhalten und anschliessend am feierlichen Nachtessen teilzunehmen.
Am Schlusstag der Veranstaltung wurden vier Exkursionen angeboten: - Besichtigung des Werks der Fatzer AG in Romanshorn, Besichtigung der Stadler Rail AG in Bussnang, - Besichtigung Säntis-Schwebebahn AG, sowie der Besuch der neuen Staubernseilbahn, die mit Solarenergie betrieben wird. Alle vier Ausflüge wurden rege genutzt und die grösste Veranstaltung der Schweizer Seilbahnbranche fand so einen würdigen Abschluss.