Technische Seilbahnfachtagung in Arosa

21. - 23. September 2016

Die technische Seilbahnfachtagung Schweiz fand vom 21. bis 23. September 2016 in Arosa statt. Arosa war im Jahr 2004 bereits Austragungsort für die VTK-SBS Tagung. 12 Jahre später lud der Weltkurort die Schweizer Seilbähnler wieder ein, damit sich diese, über die neusten Trends der Branche informieren konnten.

Zu Beginn des ersten Seminartages begrüsste der neue Präsident Andreas Zenger die rund 450 Teilnehmer und bedankte sich beim Organisationskomitee unter Leitung des technischen Leiters Andreas Sturzenegger für die Organisation der Veranstaltung. Einen speziellen Dank erwies er der langjährigen Sekretariats-Sekretärin Anita Widmer für ihr 30jähriges Engagement bei der VTK.

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Informationen der Behörden und von Seilbahnen Schweiz

Vorstandsmitglied Christoph Meier führte während den beiden Tagen durch das Tagungsprogramm. Als erster Referent konnte er den Sektionschef Seilbahntechnik vom BAV, Laurent Queloz, ankündigen. Der Sektionschef informierte in seinem Referat über das Stabilisierungsprogramm des Bundes, das Kosteneinsparpotenziale vorsieht. Unteranderem sieht es administrative Entlastungen bei der Bewilligungs- und Aufsichtsbehörde vor. Ferner informierte er über die Ereignisse und Unfälle bei den eidgenössischen konzessionierten Seilbahnen. Neu wird die Konzessionsdauer für 40 Jahre (bisher 25 Jahre) vergeben. Eine weitere Massnahme wird sein, dass der Technische Leiter keine Anerkennung durch das BAV erhalten wird. Jedoch die Mutationen sind weiterhin an das BAV zu melden. Zukünftig wird es auch keine Anerkennung von Seilprüfstellen, Spleissern und Hersteller von Verguss- und Klemmköpfen mehr geben. Hier erwarten wir einen Lösungsvorschlag von der Branche. Diese Änderungen aus dem Stabilisierungsprogramm des Bundes sind per 1. Juli 2017 geplant. Und die neue EU-Seilbahnverordnung wird ab dem 21. April 2018 in Kraft treten.

Ulrich Blessing, Leiter der Kontrollstelle IKSS, präsentierte diverse vorgefallene Mängel an Skiliften und wies die Betreiber von Skiliftanlagen auf ihre Verantwortung hin. Derzeit wird das bestehende Reglement über Bau und Betrieb der nicht eidgenössisch konzessionierten Seilbahnen, Skilifte und Schrägaufzüge revidiert. Es ist vorgesehen das Reglement von 70 auf rund 20 Seiten zu reduzieren. Stephan Schelbi, Leiter Infrastruktur Titlis Bahnen und Sicherheitsbeauftragter orientierte über die Aufgaben und Kompetenzen von Sicherheitsbeauftragten. Es ist seine Aufgabe, Risiken und Gefahren zu erkennen, Mängel rasch zu beheben sowie die Mitarbeiter für die Sicherheit zu sensibilisieren, denn dies wirke sich beruhigend auf die Verantwortlichen des Betriebes aus, und erspart manchen Ärger und Kosten.

Bauingenieur Rafael Wyrsch vom Büro Casutt Wyrsch Zwicky AG in Chur informierte über das Bemessungsmodell für Einzelfundamente von Seilbahnmasten mit Erkenntnissen aus einem Grossversuch und den theoretischen Untersuchungen der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR). Dank diesem Feldversuch konnte bereits bei einem Neubau einer Umlaufbahn an den Stützenfundamenten mit Einwilligung des Aufsichtsbehörde, die Betonmenge verringert werden, ohne dass dabei die Sicherheit gefährdet gewesen wäre.

Vizedirektor Fritz Jost von Seilbahnen Schweiz (SBS) orientierte über die steuerliche Entlastung bei der Mineralölsteuer für Pistenfahrzeuge die seit dem 1. Oktober von diesem Jahr in Kraft ist. Die Schweizer Seilbranche wird dadurch um mindestens 10 Millionen entlastet. Er erinnerte daran, dass bei Umbau- und Erneuerungsprojekte sich rechtzeitig beim BAV vorstellig zu werden, sich bezahlt mache, damit die richtigen Dokumente, wie Zustandsbeurteilung, Richtpläne, Nutzungsplan, Masterplan sowie die Risikoanalyse hinterlegt werden können, damit nicht unerwartete Verspätungen eintreffen.

Nebst den diversen Ausbildungsprogrammen informierte der Fachlehrer Michael Nydegger vom Ausbildungszentrum SBS in Meiringen über die Neuausstattung der Ausbildungsstätte. Gesucht werden folgende Komponenten: - Ein- und Ausfahrtsüberwachung, Klemmkraftmessgerät, Steuerung einer Umlauf-Pendelbahn, Skiliftanlage mit CEN kompatibler Steuerung, eine Seillageüberwachung (RPD), Kuppelstelle mit Förderanlage, Bremshydraulik mit Betriebs- und Sicherheitsbremse nach CEN ausgestattet, Spannhydraulik, fixe und kuppelbare Klemmen, Rollenbatterien, Fangbremse von einer Pendelbahn, Sessel mit Haube sowie eine Gondelbahnkabine. Mit den Lieferanten sei man im Gespräch um die neusten Komponenten der Seilbahnbrache für Ausbildungszwecke erhalten zu können.

 

Zuverlässige Instandhaltung zahlt sich aus

Ueli Spinner, Verkaufsleiter Grosskunden ABB in Baden, orientierte  wie eine kompetente Installation von einem Antrieb sowie eine sorgsame Pflege ausgeführt werden sollte, damit die Lebensdauer entscheidend verlängert werden kann. Sollte ein Antrieb wider Erwartens aussteigen, kann bei der Niederlassung in Baden über ein grosses Ersatzteillager zurückgegriffen werden, damit Unterbrüche effizient und rasch behoben werden können.

Markus Mandel, Applikation-Ingenieur bei Alfred Imhof AG in Münchenstein, berichtete wie man die Zuverlässigkeit des Seilbahnantriebs erhöhen kann. Mit diversen Zustandsbeurteilungen, wie mit einer Oelanaylse, mit einer Endoskopie (Blick in das Innern), mit einer Thermographie, mit einer Schall- und Schwingungsmessung, sowie mit einer Rot-Weiss-Prüfung, lässt sich der Zustand eines Antriebes sehr genau analysieren. Und dadurch lassen sich die Instandhaltungsmassnahmen am besten planen, was eine maximale Verfügbarkeit der Anlage gewährleistet.

Daniel Walser von der Fiberswiss AG aus Sitterdorf orientierte über die Möglichkeiten der Glasfasertechnik und über ihre Anwendungen bei der Seilbahnbranche. Eine präzise Planung ist immer von grösster Bedeutung damit ein optimaler Einsatz der Kommunikations- sowie Steuerungsanlagen zwischen den verschiedenen Komponenten ermöglicht werden kann.

 

Ein Unikat der besonderen Klasse

Dr. Christian Laesser, Professor für Tourismus und Dienstleistungsmanagement an der Universität St. Gallen, orientierte über die Entwicklungen im Alpentourismus. Die neuen Tourismusströme aus Asien, Russland und den Golfstaaten die insbesondere gewissen Destinationen grosse Zuwächse im Sommer bescheren, kann die rückläufige Entwicklung im Winter nicht aufhalten. Die Wintersportorte müssen künftig auch die Gesamtpallette verkaufen und zusammen mit den Metropolen Europas Angebote kreieren und diese auch in ihrem eigenen Vertriebskanal integrieren um wieder Zuwächse generieren zu können.

Am Anschluss der Referate im Kongresszentrum bot sich die Gelegenheit die neue Verbindungsseilbahn von Steurer über das Urdental, die seit Januar 2014 die beiden Skidestinationen Arosa und Lenzerheide verbindet, zu besichtigen. Die beiden Verbindungsseilbahnen für jeweils für 150 Personen ausgerüstet, funktionieren systemunabhängig und verfügen über ein ausgeklügeltes Energiemanagement. Somit fand die spannende Tagung in Arosa ein würdiges Ende und wird allen Teilnehmern noch lange in guter Erinnerung bleiben.

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Text und Bilder: Damian Bumann