Technische Seilbahnfachtagung in Montreux VTK-SBS 11. - 13. Oktober 2017

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Technische Seilbahnfachtagung Schweiz (VTK-SBS) in Montreux

Vor 60 Jahren wurde die VTK (damals VTP) in Luzern gegründet. Die damaligen Gründer konnten es sich sicher nicht vorstellen, dass diese Vereinigung einmal zum wichtigsten Branchentreffpunkt der Schweizer-Seilbahnwirtschaft wird. Der diesjährige Austragungsort Montreux unternahm alle Anstrengungen, dass auch die diesjährige Technische Seilbahnfachtagung VTK-SBS ein voller Erfolg wurde.

Informationen der Behörden

Christoph Meier, Vorstandsmitglied der VTK, und langbewährter Moderator der Tagung, kündigte als ersten Referenten Dr. Rudolf Sperlich, Vizedirektor, Chef Abteilung Sicherheit, BAV, an. Der Vizedirektor orientierte in seinem ersten Teil seines Referates über die Organisation und Arbeitsweise des BAV. Das Bundesamt für Verkehr beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Davon arbeiten 20 Leute im Seilbahnbereich. Die verschiedenen Richtlinien wie – Plangenehmigung / Konzession, - Erteilung Betriebsbewilligung, - Erneuerung Konzession und Betriebsbewilligung, - Instandhaltung und Umbau sind derzeit in Arbeit. Im nächsten Jahr werden noch die Richtlinien „Fahrten in Dunkelheit“ überarbeitet. Die Inkraftsetzung der Seilbahnverordnung (SebV) an die neue EU-Verordnung soll am 21. April 2018 erfolgen. Das Bemessungsmodell Laax bezüglich Einzelstützenfundamente wird vom BAV nicht anerkannt, weil Grundlagen und Bedingungen für die Anwendung dazu nicht klar definiert sind und nicht sichergestellt ist, dass diese Anforderungen über die gesamte Lebensdauer der Anlage gewährleistet werden können. Bei Störungen und Unfällen im vergangenen Jahr hat es 11 Leichtverletzte, und 6 Schwerverletzte gegeben. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren war das Jahr 2016 ein gutes Jahr auch im Vergleich zu den verschieden Anlagetypen. Das Fehlverhalten der Fahrgäste und des Personals waren in den letzten 10 Jahren immer die häufigsten Ursachen insbesondere beim Ein- und Aussteigen der Anlage. Deshalb legt das BAV weiterhin grossen Wert auf die Aus- und Weiterbildung des Personals sowie bei der Überwachung der Fahrgäste beim Ein- und Ausstieg.

Der Leiter der Kontrollstelle IKSS, Ulrich Blessing, erläutert zu Beginn von seinem Referat über die Revision der Seilbahn-, und Seilverordnung sowie über die Revision des IKSS – Reglements. Seit dem letzten Oktober sind bei uns 42 Ereignismeldungen eingegangen. Davon 22 Unfälle, mit insgesamt 26 Verletzten. Die Zahlen bewegen sich damit in einer ähnlichen Grössenordnung wie in der vorangegangenen Periode. 20 Ereignisse sind auf ein Fehlverhalten von Fahrgästen zurückzuführen. 8 Vorfälle haben ihre Ursache in Umwelteinflüssen und die übrigen 14 gehen auf das Konto technischer Störungen, mangelnder Instandhaltung, Fehlverhalten des Betriebspersonals. Im letzten Winter ereigneten sich fünf Seilentgleisungen an Skiliften, welche uns Kummer bereiten. Die Nachrüstung von Bügelüberschlagsüberwachungen bei indirekt überwachten Bügelliften ist weitgehend durchgesetzt. Bei Neuanlagen sind sie in der Schweiz Pflicht, auch wenn die entsprechende Vorgabe in den Normen unverständlicherweise fehlt.

Revidierte Brandschutznorm EN 17064 Stand und Rückblick

Raphael Gingins von Seilbahnen Schweiz (SBS) informierte über die revidierte Brandschutznorm EN 17064. Seit der Brandkatastrophe in Kaprun in einem Fahrzeug der Standseilbahn vom 11. November 2000 hat sich die CEN-Organisation schwer getan einen Entwurf von Sicherheitsanforderungen für Seilbahnen zum Schutz der Brandverhütung und –Bekämpfung zu erstellen. Zu Beginn des Jahrs 2005 gab die CEN die Empfehlung CEN/TR 14819-2 heraus die noch heute gültig sind. Seit Dezember 2016 liegt nun der definitive Entwurf vor, welcher bald von den CEN-Mitgliedern verabschiedet werden soll, damit dieser definitiv im Jahr 2018 in Kraft treten kann. Die nationalen VKF-Normen sind bereits heute zu befolgen. Der örtliche Brandschutzspezialist sowie der SBS unterstützt sie bei ihren Anliegen in Fragen der Brandverhütung sowie der –Bekämpfung sehr gerne.

Informationen SBS

Der Vizedirektor von Seilbahnen Schweiz, Fritz Jost, appellierte in seinen Ausführungen, dass insbesondere in Zeiten der zunehmenden Herausforderungen in der Branche, vermehrt die neuen, jungen, gut ausgebildeten Leute für die Stellvertretung heranzuziehen, denn diese können den Technischen Leiter in zahlreichen Bereichen massiv und kompetent entlasten. Durch die Anpassung der Pflichtenhefte für die Anlageleiter beziehungsweise der Betriebsleiter Stellvertreter können sie sich weiter entlasten. Es ist möglich, dass ein Technischer Leiter für mehrere kleine Skigebiete zuständig sein kann, sofern jedes Unternehmen eine diplomierte Fachperson Seilbahntechnik (EFZ) beschäftigt. Alexander Bernhard heisst der neue Direktor vom SBS der ab dem 1. Februar 2018 zu 100% dem Seilbahnen Verband im Einsatz stehen wird. Samuel Matti ist seit Ende August bei der Beratungsstelle Technik angestellt. Andreas Zenger, wird ab dem 1. Dezember 2017 als Fachlehrer dem Ausbildungszentrum in Meiringen zu 60% zur Verfügung stehen.

Die Seilinspektion setzt sich durch

Am letzten Tag bildete die Seilinspektion das Hauptthema der Referate. Frau Ingenieurin Martina Härtel vom Institut für Fördertechnik, Abteilung Seiltechnologie von der Universität Stuttgart, lieferte erstmalige Erkenntnisse über die Arbeitsplatzsituation und Lichtverhältnisse während der visuellen Seilinspektion. Ein Bewertungssystem über Witterungseinflüssen, Lichtverhältnisse, Hintergrund, einsehbare Seillänge und Inspektionsdauer ermöglicht Verbesserungen für die visuelle Seilinspektion durchzuführen. Zudem gibt das Bewertungssystem mit Hilfe von Bildern Empfehlungen bezüglich der Verschmutzung vom Seil und den erforderlichen Grundkenntnissen, die eine Prüfperson aufweisen muss. Grafiken und Hinweise erleichtern dem Betreiber die Beurteilung sowie die anschliessende Verbesserung der Arbeitsplätze. Markus Kellenberger, Technischer Leiter der Grindelwald First Bahn und Benedikt Arquint von Seilplan GmbH orientierten über die Erfahrungen der automatischen Seilinspektion, welche sie bestens empfehlen können, welche die visuelle Seilinspektion ergänzt.

Weitere Referenten, wie Dr. Erich Fischer, von der ETH Zürich, orientierte über die „Klimaveränderung im alpinen Raum“, Felix Keller von der Academia Engiadina Samedan, mit dem Referat „Vision – Beschneiung und Gletscher-Wasserspeicher“, und Frau Cynthia Cavin von der Romande Energie Holding SA von Morges, „Energiestrategie 2050“, rundeten die interessante Informationsplattform der VTK-SBS Tagung ab, am wichtigsten Branchentreffpunkt der Schweizer-Seilbahnbranche. Anschliessend erhielten die Besucher noch die Gelegenheit die Werkstatt der Montreux-Oberland-Bahn sowie die über hundertjährige Standseilbahn Les Avants-Sonloup zu besichtigen.

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